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Wie Ernährung unsere Träume und Schlafqualität beeinflusst: Neue Forschungsergebnisse

Wie Ernährung unsere Träume und Schlafqualität beeinflusst: Neue Forschungsergebnisse

2025-07-04
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Hintergrund: Die faszinierende Verbindung zwischen Essen und Schlaf

Seit Jahren kursieren Berichte, dass nächtliche Snacks – vor allem Milchprodukte wie Käse – ungewöhnliche Träume oder sogar intensive Albträume hervorrufen können. Obwohl dieser Glaube fest in der Populärkultur verankert ist, fehlte es bislang an wissenschaftlichen Belegen, die einen klaren Zusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und Veränderungen der Traumwelt stützen. Neue Studien bringen nun Licht ins Dunkel und geben Hinweise darauf, wie unsere Ernährung am Abend die Qualität und den Inhalt von Schlaf und Träumen tatsächlich beeinflussen kann.

Die Studie: Ernährung, Schlaf und Traummuster im Fokus

Eine aktuelle Untersuchung unter Leitung von Dr. Tore Nielsen, einem Neurowissenschaftler mit Schwerpunkt Traumforschung an der Universität Montreal, beleuchtet die Schnittstelle zwischen Ernährung und Schlafwissenschaft. Zusammen mit seinem Forschungsteam befragte er mehr als 1.080 Psychologiestudierende der MacEwan University in Kanada mittels einer ausführlichen Online-Umfrage. Die Teilnehmer gaben Auskunft über ihre Essgewohnheiten am Abend, ihren allgemeinen Ernährungsstil, Schlafmuster sowie über Art, Erinnerungsvermögen und Inhalte ihrer Träume – einschließlich Albtraumhäufigkeit.

Ein zentrales Element der Umfrage war die Frage, ob die Befragten selbst einen Zusammenhang zwischen Art oder Zeitpunkt der vor dem Zubettgehen konsumierten Lebensmittel und der Qualität ihrer Träume oder ihres Schlafs wahrnehmen. Nur 5,5 % der Studierenden führten Veränderungen ihrer Träume explizit auf bestimmte Lebensmittel zurück. Auch hier wurden Milchprodukte – insbesondere Käse – am häufigsten als Auslöser genannt. Süßigkeiten und Desserts wurden ebenfalls oft verdächtigt. Unter denjenigen, die einen Einfluss bemerkten, machten 31 % zuckerhaltige Lebensmittel für unangenehme oder bizarre Träume verantwortlich, während 22 % Milchprodukte in Verdacht hatten.

Darmgesundheit, Lebensmittelunverträglichkeiten und gestörte Träume

Die Auswertung der Daten ergab eine deutliche Verbindung zwischen Lebensmittelunverträglichkeiten (wie Laktoseintoleranz), Allergien und gestörtem Schlaf, begleitet von negativen oder außergewöhnlich lebhaften Träumen. Menschen mit Verdauungsproblemen wie Blähungen oder Magenschmerzen – typische Symptome einer Laktoseintoleranz – berichteten häufiger von gesunkenem Schlafkomfort. Diese Störungen erhöhen sowohl die Wahrscheinlichkeit von Albträumen als auch die Erinnerungsfähigkeit an diese. Dr. Nielsen erklärt: „Albträume treten verstärkt bei laktoseintoleranten Personen auf, die unter starken Magen-Darm-Beschwerden leiden und deren Schlaf dadurch gestört wird. Körperliche Empfindungen beeinflussen direkt Inhalt und Qualität von Träumen.“

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Anpassung der Ernährung bei bestimmten Unverträglichkeiten oder Allergien nicht nur die Darmgesundheit, sondern auch die Schlafqualität und Häufigkeit negativer Traumepisoden verbessern könnte.

Ernährungsqualität, Traumerinnerung und nächtliche Erfahrungen

Ein weiteres interessantes Muster zeigte sich im Zusammenhang mit der allgemeinen Ernährung: Personen, die ihre Ernährung als gesünder beschrieben – etwa durch intuitives Essen und Vermeidung später Mahlzeiten – konnten sich besser an ihre Träume erinnern, ohne dass sie häufiger Albträume erlebten. Studierende mit ungünstigen Ernährungsgewohnheiten am Abend, zum Beispiel Junkfood oder üppigen Mahlzeiten, berichteten dagegen häufiger von negativen Trauminhalten oder Albträumen, obwohl sie sich insgesamt schlechter an diese erinnerten.

Einschränkungen, offene Fragen und zukünftige Forschung

Obwohl die Studie neue Erkenntnisse liefert, weist Dr. Nielsen darauf hin, dass sie sich auf eine spezifische Bevölkerungsgruppe beschränkt – nämlich Studierende, die ihre Erfahrungen selbst einstuften. Daher sind die Ergebnisse vielleicht nicht auf andere Altersgruppen oder Bevölkerungen mit unterschiedlichen Hintergründen übertragbar. Zudem konnte die Studie nicht die biologischen Mechanismen klären, die den Einfluss bestimmter Lebensmittel auf Schlaf und Träume erklären.

Dr. Nielsen betont: „Künftige Untersuchungen müssen verschiedene Altersgruppen, Berufsgruppen und Ernährungshintergründe einbeziehen, um die Allgemeingültigkeit dieser Ergebnisse zu bewerten. Experimentelle Studien sind notwendig, um festzustellen, ob zum Beispiel Käse im Vergleich zu nichtmilchhaltigen Lebensmitteln messbare Auswirkungen auf Schlafarchitektur oder Traumgehalt hat.“

Fazit

Die neuesten Forschungsergebnisse bieten überzeugende Hinweise darauf, dass unsere abendlichen Essgewohnheiten – insbesondere der Verzehr von Milchprodukten wie Käse – mit störenden Traumerfahrungen und Albträumen in Verbindung stehen können, vor allem bei Personen mit Lebensmittelunverträglichkeiten oder Magen-Darm-Empfindlichkeiten. Auch wenn weitere Studien zu Ursache und Wirkung notwendig sind, kann die Anpassung der Abendmahlzeiten für manche Menschen eine praktische Möglichkeit sein, sowohl die Schlafqualität als auch die Traumerfahrung positiv zu beeinflussen. Mit zunehmender wissenschaftlicher Erkenntnis über die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Schlaf und Traumverhalten könnten künftig neue Empfehlungen für Schlafhygiene und Ernährungsgewohnheiten folgen.

Quelle: doi

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