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Entdeckung des seltenen Blutgruppensystems "Gwada negativ"
Ein Team französischer Wissenschaftler hat die außergewöhnliche Entdeckung eines neuen, äußerst seltenen Blutgruppensystems namens "Gwada negativ" bekannt gegeben. Diese bahnbrechende Entdeckung wurde vom Französischen Blutspendedienst (Établissement Français du Sang, EFS) offiziell bestätigt und von der Internationalen Gesellschaft für Bluttransfusion (ISBT) anerkannt. Damit wurde das weltweite Wissen um Blutgruppen um ein 48. System erweitert.
Die Patientin im Mittelpunkt der Entdeckung
Im Zentrum dieser Entdeckung steht eine Französin mit Wurzeln auf Guadeloupe, einer karibischen Insel. Im Jahr 2009 wurde ihr im Rahmen routinemäßiger präoperativer Untersuchungen in Paris eine Blutprobe entnommen. Erste Analysen zeigten ein ungewöhnliches Antikörpermuster, das mit keiner bislang bekannten Blutgruppe übereinstimmte. Mehrere Jahre lang fehlten die wissenschaftlichen Ressourcen, um das Blutmerkmal abschließend zu bestimmen.
Genetische Analyse und Namensgebung "Gwada negativ"
Erst durch Fortschritte in der Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung konnte das genetische Rätsel 2019 entschlüsselt werden. Die Forscher entdeckten eine einzigartige Mutation, die für die neue Blutgruppe verantwortlich ist. Diese wurde von beiden Elternteilen vererbt, die jeweils das veränderte Gen tragen. Das Forscherteam ehrte die Herkunft der Patientin, indem es das System "Gwada negativ" nannte – ein Name, der laut EFS-Mediziner Dr. Thierry Peyrard in vielen Sprachen gut auszusprechen ist.

Wissenschaftliche Bedeutung und Auswirkungen
Bisher hatte die ISBT lediglich 47 Blutgruppensysteme anerkannt, wobei das ABO-System aus dem frühen 20. Jahrhundert am bekanntesten ist. Mit der Einführung von "Gwada negativ" erweitert sich das Verständnis der Vielfalt menschlicher Blutgruppen erheblich. Dr. Peyrard betonte: „Sie ist weltweit die einzige bekannte Person mit diesem Bluttyp – ihre Bluttransfusionen wären nur mit ihrem eigenen Blut möglich.“ Der Fall verdeutlicht die Relevanz fortlaufender Forschung im Bereich Blutgruppengenetik, denn selbst extrem seltene Varianten besitzen große klinische Bedeutung.
Mögliche Auswirkungen und weitere Forschung
Die Identifizierung neuer Blutgruppen hat entscheidende Vorteile für die Transfusionssicherheit und individualisierte Medizin, insbesondere für Patienten mit seltenen Blutbedarfen. Laut EFS ermöglicht die Entdeckung neuartiger Blutgruppen, die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern und die Kompatibilität zwischen Spendern und Patienten mit seltenen Bluttypen zu erhöhen. Aktuell laufen internationale Bemühungen, um weitere Träger der Blutgruppe "Gwada negativ" weltweit zu identifizieren.
Fazit
Die Entdeckung des Blutgruppensystems "Gwada negativ" stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Hämatologie und Genetik dar. Sie unterstreicht die Komplexität und Vielfalt menschlicher Blutgruppen und zeigt den Wert moderner genetischer Sequenzierungstechnologie auf. Mit dem weiteren Ausbau der Forschung könnten weltweit Patienten von verbesserter Transfusionssicherheit und maßgeschneiderter medizinischer Versorgung profitieren.
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