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Historische Entdeckung in Dijon
Archäologinnen und Archäologen in Frankreich haben unter der Kirche Saint-Philibert in Dijon einen bedeutsamen Fund gemacht: Eine bislang versiegelte Grabkammer, die mindestens vier Jahrhunderte unberührt blieb, wurde entdeckt. Dieser außergewöhnliche Fund kam im Rahmen aktueller Untersuchungen ans Licht, die die Schäden durch frühere Restaurierungsmaßnahmen untersuchten und reparierten. Die Entdeckung liefert neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen und antiken Geschichte dieses einzigartigen romanischen Bauwerks.
Hintergrund: Ein romanisches Wahrzeichen im Wandel der Zeiten
Die im 12. Jahrhundert erbaute Kirche Saint-Philibert ist das einzige erhaltene Beispiel romanischer Sakralarchitektur in Dijon. Nach ihrer Schließung im Zuge der Französischen Revolution wurde das Gotteshaus Mitte des 20. Jahrhunderts als Salzlager genutzt. Die lange Lagerung von Salz führte gemeinsam mit Feuchtigkeit zur Schädigung des Mauerwerks.
1974 wurde als unpassende Sanierungsmaßnahme eine beheizte Betonschicht eingebracht. Diese verschärfte jedoch den Verfall, denn durch Feuchtigkeit und Salz gelangten weitere schädliche Substanzen in die historischen Steine und schwächten das Fundament der Kirche zusätzlich. Im Rahmen aktueller Restaurierungsarbeiten wurde die Betonschicht entfernt, wodurch es dem Team des französischen Nationalinstituts für präventive archäologische Forschung (INRAP) möglich wurde, den Untergrund der Kirche systematisch zu untersuchen.

Archäologische Untersuchung enthüllt unerwartete Tiefe
Bei ihrer Ausgrabung stießen die INRAP-Forschenden auf eine lange verborgene Steintreppe, die zu einer bislang unangetasteten Grabstätte aus dem 15. oder 16. Jahrhundert hinabführte. In der Kammer fanden sich die Überreste dutzender Personen – darunter Kinder und Erwachsene –, die in Särgen beigesetzt worden waren. Wie das Institut mitteilt, wurden die Gebeine sorgfältig umgelagert, um Platz für weitere Bestattungen zu schaffen. Dies deutet darauf hin, dass es sich um eine Gemeinschaftsgruft handelte, die vermutlich in Zeiten hoher Sterblichkeit, etwa durch Hungersnot oder Seuchen, genutzt wurde.
Weitere Untersuchungen offenbarten verschiedene historische Schichten unter der Kirche, darunter Grabplatten aus dem 11. bis 13. Jahrhundert sowie noch ältere Steinsarkophage aus dem 6. Jahrhundert. Die Ausgrabungen sollen künftig bis auf drei Meter Tiefe fortgeführt werden und könnten so Fundmaterial von der Spätantike bis in die Moderne zutage fördern.

Bedeutung der Entdeckung und Ausblick
Die Funde von Saint-Philibert bereichern unser Wissen über mittelalterliche Bestattungspraxis, die gesellschaftlichen Reaktionen auf Krisenzeiten sowie die architektonische Entwicklung im Lauf der Jahrhunderte. Die laufende Forschung des INRAP wird voraussichtlich weitere spannende Einblicke in die Sozial- und Kulturgeschichte Dijons und der gesamten Region Burgund liefern.
Fazit
Die erneute Entdeckung der versiegelten Grabkammer und der archäologischen Schichten unter der Kirche Saint-Philibert unterstreicht die Bedeutung sorgfältiger Denkmalpflege und archäologischer Forschung. Jede freigelegte Schicht gewährt neue Einsichten in das Leben, die Glaubenswelten und Herausforderungen vergangener Gesellschaften und bereichert damit das kulturelle Erbe Dijons sowie die europäische Geschichte insgesamt.
Quelle: sciencealert
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