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Revolutionäre Entdeckung: JWST liefert das bislang direkteste Bild eines kleinsten Exoplaneten

Revolutionäre Entdeckung: JWST liefert das bislang direkteste Bild eines kleinsten Exoplaneten

2025-06-25
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Revolutionäre Entdeckung: JWST bildet seinen kleinsten Exoplaneten direkt ab

Ein Meilenstein der Exoplanetenforschung ist geglückt: Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) der NASA hat den bislang kleinsten direkt beobachteten Exoplaneten erfasst. Der Exoplanet, TWA-7b genannt, umkreist einen jungen Stern in rund 111 Lichtjahren Entfernung zur Erde und markiert einen bedeutenden Fortschritt im Bestreben, Planeten außerhalb unseres Sonnensystems besser zu verstehen.

Wissenschaftlicher Kontext: Neue Maßstäbe bei der direkten Abbildung von Exoplaneten

Bisher wurden die meisten der fast 6.000 bestätigten Exoplaneten in der Milchstraße mit indirekten Methoden entdeckt – etwa durch das leichte Abdunkeln des Sterns beim Transit eines Planeten oder durch Schwankungen in der Sternbewegung infolge gravitativer Einflüsse. Die direkte Beobachtung – also das Isolieren des Lichts vom Planeten selbst – ist weit schwieriger, weil Exoplaneten sehr lichtschwach sind und ihrem Stern sehr nahe stehen. Bislang konnten Forscher daher erst rund 80 Exoplaneten direkt abbilden, meist massereicher als der Jupiter.

Hier setzt TWA-7b einen neuen Standard. Dieser kalte Gasriese hat nur rund ein Drittel der Masse des Jupiters, was etwa das 100-fache der Erdmasse entspricht, und ist damit der bislang leichteste Exoplanet, der je direkt abgebildet wurde. Er umkreist den roten Zwergstern TWA-7 in einer Entfernung, die 52 Mal größer ist als die Distanz der Erde zur Sonne – vergleichbar mit der Lage des Kuipergürtels im äußeren Sonnensystem, fernab von Pluto.

Beobachtungserfolg mit dem MIRI-Instrument des JWST

Geleitet von der Astronomin Anne-Marie Lagrange am Pariser Observatorium nutzte das Team die Leistungsfähigkeit des Mid-Infrared Instruments (MIRI) an Bord des JWST. Dieses Instrument hat ein neues Fenster für die direkte Beobachtung von Exoplaneten mit deutlich geringerer Masse als die des Jupiters geöffnet.

Laut der veröffentlichten Ergebnisse erweitert TWA-7b die Grenze für direkte Bildgebung auf Himmelskörper mit mindestens zehnfach geringerer Masse im Vergleich zu bislang abgebildeten Exoplaneten – unter bestimmten Voraussetzungen könnten sogar Planeten von nur 25 bis 30 Erdmassen erfasst werden. Dies ist ein enormer Fortschritt in der Exoplanetenforschung, der JWST an die Spitze bei der Entdeckung kleinerer und weiter entfernter Planetensysteme stellt.

Einblick in die Planetenentstehung eines jungen Systems

Der Mutterstern TWA-7 ist außergewöhnlich jung – nur etwa 6,4 Millionen Jahre alt und damit gerade aus dem „Kindesalter“ der Sterne heraus. Er ist noch von einer protoplanetaren Scheibe aus Gas und Staub umgeben, aus der sich Planeten bilden. Während das Material den Stern umkreist, verdichtet es sich und bildet mit der Zeit vollwertige Planeten. Bei diesem Prozess entstehen Lücken und Ringe in der Scheibe, ähnlich wie Schäfermonde die Ringe des Saturn stabilisieren.

Die besondere Qualität der JWST-Beobachtungen zeigt sich im Detailreichtum: Erstmals gelang es, nicht nur einen Exoplaneten in einer solchen Scheibe zu entdecken, sondern auch theoretische Modelle zum Zusammenwirken zwischen jungem Planeten und Geburtsmaterial gezielt zu überprüfen. Die günstige Ausrichtung von TWA-7 zur Erde – seine Rotationsachse zeigt zu uns – erlaubt einen klaren Blick auf die Scheibe, die drei ausgeprägte Ringe aufweist. Durch die gezielte Beobachtung der Lücken konnten die Forscher mit JWST eine schwache Quelle 1,5 Bogensekunden von TWA-7 identifizieren, die eindeutig als der kalte, sub-jupitermassige Planet TWA-7b interpretiert wird. Erste Analysen deuten darauf hin, dass seine Masse ungefähr der des Saturn entspricht.

Auswirkungen auf Exoplanetenforschung und künftige Erkundung

Die erfolgreiche Aufnahme von TWA-7b belegt die entscheidende Rolle des JWST für die Weiterentwicklung der Planetenforschung. Im Gegensatz zu indirekten Nachweismethoden oder Untersuchungen über Sternlicht eröffnet die direkte Abbildung die Möglichkeit, Atmosphären und innere Eigenschaften von Exoplaneten detailliert zu erfassen.

Das Forschungsteam sieht in TWA-7b ein ideales Ziel für weitergehende Studien, insbesondere zur Modellierung der Dynamik junger Planeten in Wechselwirkung mit Restmaterial der Scheibe. Da der Planet einen ausreichend großen Abstand zu seinem Stern aufweist, erscheinen direkte spektroskopische Untersuchungen besonders erfolgversprechend. Kommende Beobachtungen könnten Aufschluss über Zusammensetzung, Temperatur (geschätzt bei nur 320 Kelvin) und innere Struktur geben. Erkenntnisse aus solchen Studien lassen sich mit den Gasriesen unseres Sonnensystems vergleichen und liefern wichtige Hinweise zur Entwicklung und Vielfalt von Planeten.

Wie Dr. Lagrange betont: „Das Mid-Infrared Instrument des JWST hat eine neue Ära der Untersuchung sub-jupitermassiger Exoplaneten mittels direkter Abbildung eingeläutet.“ Die Entdeckung von TWA-7b sei nur der Auftakt – bald könnten mit JWST sogar noch kleinere, kühlere Exoplaneten entdeckt werden, die bisher jeglicher Beobachtung entzogen waren.

Fazit

Das direkte Bild von TWA-7b durch das James-Webb-Weltraumteleskop markiert einen Wendepunkt in der Exoplanetenforschung. Mit der Beobachtung des bislang kleinsten fremden Planeten erweitern Astronomen nicht nur die Grenzen bekannter Planetensysteme, sondern eröffnen zugleich neue Perspektiven, um Entstehung und Vielfalt von Planeten in der gesamten Galaxie zu erkunden. Die Leistung des JWST verspricht eine neue Ära der Entdeckungen – und noch tiefere Einblicke in die Entwicklung von Planeten, sowohl in bekannten als auch unbekannten Regionen des Universums.

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