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Historischer Ursprung: Wann begann der menschgemachte Klimawandel?

Historischer Ursprung: Wann begann der menschgemachte Klimawandel?

2025-06-30
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Historischer Rückblick: Wann begann der menschliche Einfluss auf den Klimawandel?

Das Thema Klimawandel wird häufig als modernes Forschungsgebiet wahrgenommen. Doch neue bahnbrechende Studien zeigen, dass die ersten nachweisbaren Anzeichen des menschengemachten Klimawandels viel früher auftraten als bisher angenommen. Laut aktuellen Erkenntnissen von Geowissenschaftlern und Atmosphärenforschern könnte der messbare Einfluss menschlicher Aktivitäten—wie das Verbrennen von Kohle und Holz während der Industriellen Revolution—bereits ab 1885 erkennbar gewesen sein, Jahrzehnte bevor benzinbetriebene Fahrzeuge zum Alltag wurden.

Forschung zu frühen Klimaveränderungen durch ein Gedankenexperiment

Um diese Theorie zu untersuchen, führten Wissenschaftler ein Gedankenexperiment durch: Sie simulierten, welche Entdeckungen Forscher des 19. Jahrhunderts mit heutiger Messtechnik hätten machen können. Mit der Annahme, dass präzise Instrumente zur atmosphärischen Überwachung—etwa Satelliten-Mikrowellenradiometer und Ballone für Stratosphärenmessungen—bereits ab 1860 zur Verfügung gestanden hätten, erschuf das Team ein Szenario, in dem Veränderungen von globalen Temperaturen und CO2-Konzentration deutlich genauer erfasst werden könnten.

Durch den Einsatz moderner „Fingerabdruck“-Techniken—die gezielt menschliche Einflüsse von natürlichen Klimaschwankungen abgrenzen—analysierten die Forscher historische Treibhausgas-Emissionen und deren Auswirkungen auf die Atmosphäre. Die Analyse legt nahe, dass spätestens um 1885 menschliche Veränderungen in der Stratosphäre (der Atmosphärenschicht oberhalb der wetteraktiven Troposphäre) deutlich nachweisbar gewesen wären. Besonders bemerkenswert: Dies war lange vor der Entwicklung und Verbreitung von fossil betriebenen Kraftfahrzeugen und unterstreicht den frühen Startpunkt des menschlichen Einflusses auf das Weltklima.

Die Wissenschaft hinter der frühen Klimadetektion

Wie Treibhausgase die Atmosphäre verändern

Die Studie hebt einen oft übersehenen, jedoch entscheidenden Prozess hervor: Während Treibhausgase wie Kohlendioxid für eine Erwärmung der unteren Atmosphäre sorgen, zeigt sich ihr erstes Signal im Klimasystem vor allem durch eine Abkühlung der Stratosphäre. Grund dafür ist, dass CO2 und andere Treibhausgase mehr Strahlung in der Troposphäre halten und somit erwärmen, während in der Stratosphäre weniger Wärme ankommt und diese dadurch abkühlt.

Dieser Trend wird durch den menschgemachten Ozonabbau in der Stratosphäre noch verstärkt. Ozon absorbiert normalerweise einen Teil der Sonneneinstrahlung und speichert sie als Wärme. Wird das Ozon jedoch abgebaut, verliert die Stratosphäre ihre Fähigkeit, Wärme zu behalten, und der Kühleffekt nimmt zu. Die Stratosphäre ist zudem kaum von den täglichen Wetterschwankungen beeinflusst und dient daher als zuverlässiger Indikator für langfristige Klimaveränderungen.

Der menschliche Fingerabdruck im Klima

Die Autoren der Studie betonen: „Eine deutliche Abkühlung der mittleren bis oberen Stratosphäre, hauptsächlich ausgelöst durch den anthropogenen Anstieg von Kohlendioxid, wäre mit hoher Sicherheit seit etwa 1885 zu erkennen gewesen—noch vor dem Siegeszug benzinbetriebener Autos.“ Selbst wenn sich die damaligen Messungen auf die mittleren Breiten der Nordhalbkugel beschränkt hätten, wäre laut den Forschern spätestens bis 1894 ein klarer Hinweis auf menschgemachte stratosphärische Abkühlung sichtbar gewesen—nur 34 Jahre nach Beginn der hypothetischen Überwachung.

Bedeutung für moderne Klimaforschung und Klimapolitik

Die Untersuchung fordert dazu auf, die zeitliche Entwicklung und die Dringlichkeit des Klimawandels neu zu bewerten. Zwar wurde der wärmespeichernde Effekt von Kohlendioxid bereits im 19. Jahrhundert beschrieben, doch gezielte Studien und systematische Beobachtungen setzten erst ab den 1970er Jahren ein. Diese Verzögerung bei der Erkennung und dem Handeln hat wesentlich zum heutigen, beispiellosen Anstieg der globalen Temperaturen und zu häufigeren Extremwetterereignissen beigetragen.

Auch wenn sich die Vergangenheit nicht ändern lässt, unterstreicht diese Erkenntnis eine zentrale Lektion: Mit besserem Verständnis, geeigneten Instrumenten und entschlossenem Handeln hätten die dramatischen Folgen des ungebremsten Verbrauchs fossiler Energieträger im 20. und 21. Jahrhundert erheblich abgemildert werden können. Die Autoren warnen, die Menschheit stehe heute kurz davor, die Schwelle zu einem „gefährlichen anthropogenen Eingriff“ in das Klimasystem zu überschreiten.

Der weitere Verlauf ist noch nicht endgültig bestimmt. Die Experten betonen: „Wir wissen mit hoher Sicherheit, dass nachhaltige Wege eingeschlagen werden müssen, um gefährlichen menschlichen Einfluss auf das Klima abzuwenden. Für Stratosphäre und Troposphäre werden in den nächsten 26 Jahren größere Veränderungen vorausgesagt als im Zeitraum von 1986 bis 2024 simuliert wurden.“

Fazit

Diese Untersuchung macht deutlich: Der Mensch hinterlässt schon seit Jahrzehnten messbare Spuren im Erdklima—und mit dem heutigen Stand der Technik hätte deren Nachweis deutlich früher erfolgen können. Die Hinweise aus den oberen Atmosphärenschichten beweisen, dass die aktuelle Klimakrise tief verwurzelt ist und entschlossenes, wissenschaftlich fundiertes Handeln dringend notwendig bleibt. Die Entscheidungen der kommenden Jahrzehnte werden darüber bestimmen, ob die schwerwiegendsten Folgen des Klimawandels noch eingedämmt und eine nachhaltige Zukunft für unseren Planeten gesichert werden können.

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