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Die ersten Sterne im All: Spurensuche mit uralten Radiosignalen

Die ersten Sterne im All: Spurensuche mit uralten Radiosignalen

2025-07-01
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Früheste Epochen des Universums: Die Suche nach den ersten Sternen mittels alter Radiosignale

Seit Jahrzehnten versuchen Astronomen, direkte Hinweise auf die allerersten Sterne des Kosmos zu finden – jene leuchtenden Ur-Gestirne, die hunderte Millionen Jahre nach dem Urknall die Dunkelheit durchbrachen. Obwohl diese sogenannten primordialen Sterne bisher nicht direkt beobachtet werden konnten, liefert ein extrem schwaches Radiosignal, das etwa 100 Millionen Jahre nach der Entstehung des Universums entstanden ist, womöglich entscheidende Indizien über deren Existenz und Zusammensetzung.

Das 21-Zentimeter-Wasserstoffsignal: Ein Blick in die kosmische Vergangenheit

Eine der vielversprechendsten Methoden zur Erforschung des frühen Universums ist die Analyse der kosmologischen 21-Zentimeter-Linie – einer speziellen Radio-Emission, die von neutralen Wasserstoffatomen abgegeben wird. Dieser Wasserstoff dominierte das weite, sternlose Universum unmittelbar nach dem Urknall. Feine Veränderungen in diesem Signal – hervorgerufen durch die ersten Sterne – können entscheidende Informationen über deren Eigenschaften wie Masse oder Lebensdauer enthalten.

Aktuelle astrophysikalische Theorien gehen davon aus, dass die ersten Sterne, sogenannte Population-III-Sterne, aus gewaltigen Wolken von ursprünglichem Wasserstoff und Helium entstanden. Laut Dr. Anastasia Fialkov vom Kavli Institute for Cosmology an der Universität Cambridge: „Das ist eine einzigartige Gelegenheit, herauszufinden, wie das erste Licht das Universum durchdrang. Der Übergang von einer kalten, dunklen Epoche zu einem Sternenmeer ist eine Geschichte, die wir gerade erst beginnen zu verstehen.“

Warum entziehen sich die ersten Sterne der Beobachtung?

Trotz intensiver Suche konnte bislang kein Stern der ersten Generation direkt nachgewiesen werden. Ein Hauptgrund sind die besonderen Merkmale dieser Ur-Sterne: Viele Wissenschaftler vermuten, dass sie außergewöhnlich massereich waren – womöglich tausendfach schwerer als unsere Sonne – und deshalb sehr hell, aber nur sehr kurzlebig. Aufgrund ihrer kurzen Existenzdauer und der großen kosmischen Entfernung sind direkte Spuren wohl längst verschwunden.

Doch diese kosmischen Giganten könnten messbare Spuren in ihrer Umgebung hinterlassen haben. Während sich die ersten Sterne bildeten, lebten und starben, beeinflussten sie die Eigenschaften des umgebenden Wasserstoffgases. Das veränderte wiederum das 21-Zentimeter-Signal und speicherte wertvolle Hinweise, die moderne und künftige Radioteleskope entschlüsseln können.

Radioteleskope der nächsten Generation: SKA und REACH

Um diesen Spuren auf die Schliche zu kommen, setzen Wissenschaftler auf modernste Radioteleskopanlagen wie das Square Kilometer Array (SKA) in Australien und Südafrika sowie das REACH-Experiment in Südafrika. Dank ihrer hohen Empfindlichkeit können diese Anlagen selbst extrem schwache 21-Zentimeter-Signale einfangen, die vor Milliarden von Jahren ausgesendet wurden und geben so neue Einblicke in die Frühzeit des Universums.

Vor kurzem simulierte ein Forschungsteam um Astrophysiker Thomas Gessey-Jones von der Universität Cambridge, wie die allerersten Sterne das 21-Zentimeter-Signal beeinflussen. Ihre Modelle zeigen: Die ersten Sterne hinterließen nachweisbare Spuren im Signal, die künftig als kosmische Fingerabdrücke dienen könnten. Erstmals wurde dabei auch der deutliche Einfluss von Röntgenstrahlung berücksichtigt, die beim Tod massereicher Sterne in Form von Neutronensternen oder Schwarzen Löchern entsteht – ein Aspekt, der bislang oft ignoriert wurde.

Dr. Fialkov erläutert: „Wir sind die erste Forschungsgruppe, die die Abhängigkeit des 21-Zentimeter-Signals von der Masse der ersten Sterne umfassend modelliert hat – inklusive des Einflusses ultravioletter Strahlung und der Röntgenstrahlung aus frühen Sternenresten. Diese Erkenntnisse basieren auf Simulationen, die die ursprünglichen Bedingungen des Universums widerspiegeln, also dem Wasserstoff-Helium-Gemisch ohne weitere Elemente.“

Die Rolle des Sternentods und der Röntgenstrahlung

Wenn massereiche Sterne der ersten Generation ihr Leben beendeten, kollabierten ihre Kerne zu extremen Objekten wie Neutronensternen oder Schwarzen Löchern. Diese Überreste senden starke Röntgenstrahlung aus, die den umgebenden Wasserstoff ionisieren und das 21-Zentimeter-Signal maßgeblich verändern kann. Die neue Studie hebt die Bedeutung dieses Prozesses hervor, um zukünftige Beobachtungen durch Radioteleskope korrekt auszuwerten.

Wie Dr. Eloy de Lera Acedo von der Universität Cambridge betont: „Unsere Prognosen haben wichtige Konsequenzen für das Verständnis der allerersten Sterne im Kosmos. Wir können nun zeigen, dass Radioteleskope wesentliche Details über deren Masse und Unterschiede zu heutigen Sternen enthüllen können.“

Fazit

Der Nachweis und die Auswertung des schwachen 21-Zentimeter-Wasserstoffsignals markiert einen bedeutenden Fortschritt in der beobachtenden Kosmologie. In Verbindung mit modernen theoretischen Modellen und der bisher unerreichten Empfindlichkeit neuer Observatorien wie SKA und REACH rücken Astronomen der Entschlüsselung der ersten Sterne im Universum so nahe wie nie zuvor. Diese Erkenntnisse werden nicht nur unser Bild der Sternentwicklung grundlegend prägen, sondern auch zentrale Informationen über die frühesten Epochen der Kosmosgeschichte liefern – und damit einen Einblick in den Moment bieten, als der Kosmos zum ersten Mal im Sternenlicht erstrahlte.

Quelle: doi

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