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Früherkennung von Krebs durch Bluttests: Fortschritte in der Liquid Biopsy

Früherkennung von Krebs durch Bluttests: Fortschritte in der Liquid Biopsy

2025-06-18
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3 Minuten

Die Fähigkeit, Krebs bereits in seinen frühesten Stadien zu erkennen, erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie erheblich. Jüngste Durchbrüche in der Krebsforschung, insbesondere am renommierten Johns Hopkins University in Maryland, zeigen, dass blutbasierte Biomarker Tumoren mehr als drei Jahre vor herkömmlichen Diagnosemethoden identifizieren können. Dieser innovative Ansatz nutzt hochentwickelte genetische Analysen und markiert einen bedeutenden Fortschritt in der Onkologie und der Präzisionsmedizin.

Wissenschaftlicher Hintergrund: Zirkulierende Tumor-DNA verstehen

Die Grundlage für diesen Durchbruch ist der Nachweis von zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) – winzige Fragmente genetischen Materials, die von bösartigen Tumoren ins Blut abgegeben werden. CtDNA enthält charakteristische genetische oder epigenetische Veränderungen, die mit Krebs in Verbindung stehen, selbst wenn Tumoren noch nicht durch bildgebende Verfahren oder Symptome nachweisbar sind. Das frühzeitige Erkennen dieser molekularen Signaturen könnte neue Möglichkeiten für nicht-invasive Krebs-Screening-Methoden eröffnen.

Dr. Yuxuan Wang, Onkologe an der Johns Hopkins University, betont die Bedeutung: „Den Krebs drei Jahre früher zu erfassen, verschafft uns entscheidende Zeit für eine Behandlung. Tumoren in diesem Stadium sind in der Regel weniger fortgeschritten und daher deutlich besser heilbar.“

Die Studie: Multi-Krebs-Früherkennung anhand von Blutproben

Um diesen Ansatz zu testen, analysierte das Forschungsteam archivierte Blutproben von 26 Personen, die innerhalb von sechs Monaten nach der Probenentnahme an Krebs erkrankten. Jede Person wurde mit einem Kontrollteilnehmer ohne Krebserkrankung abgeglichen, sodass ein Vergleichspool von 52 Spendern entstand. Das zentrale Werkzeug, ein Multi-Krebs-Früherkennungstest (MCED), nutzte fortschrittliche Algorithmen, um geringe Mengen an ctDNA und mit Tumorentwicklung assoziierte Veränderungen selbst in extrem niedrigen Konzentrationen aufzuspüren.

Im untersuchten Kollektiv schlug der Test bei acht der 26 später an Krebs erkrankten Probanden an, was einer Nachweisrate von rund 31 Prozent entspricht. Zudem waren für einige Fälle archivierte Blutproben verfügbar, die 3,1 bis 3,5 Jahre vor der Diagnose entnommen wurden. In dieser Untergruppe konnte in vier von sechs Fällen bereits früh Tumor-DNA gefunden werden – teils in bis zu 80-fach geringerer Konzentration als mit herkömmlichen MCED-Tests festgestellt werden kann.

Herausforderungen und Ausblick für künftiges Krebs-Screening

Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse nimmt die Sensitivität der aktuellen Bluttests für Proben, die drei oder mehr Jahre zurückliegen, deutlich ab. Dies unterstreicht den Bedarf an noch empfindlicheren Methoden zum Nachweis geringster ctDNA-Mengen. Bert Vogelstein, führender Onkologe am Ludwig Center, erläutert: „Diese Studie zeigt das Potenzial der MCED-Tests, Krebs bereits zum Beginn zu erkennen, und definiert zugleich die notwendigen Sensitivitätsstandards für eine breite klinische Anwendbarkeit.“

Für eine flächendeckende Einführung solcher Bluttests sind umfangreiche klinische Studien und Zulassungsverfahren erforderlich. Dennoch stellt die ständige Weiterentwicklung der Liquid Biopsy-Technologien einen entscheidenden Meilenstein für die Genauigkeit und Minimalinvasivität künftiger Krebsdiagnostik dar – und das für zahlreiche Krebsarten.

Gesellschaftliche Bedeutung und zukünftige Perspektiven

Obwohl regulatorische und technische Hürden bestehen bleiben, bietet die wachsende Evidenz für die Früherkennung von Krebs über Bluttests berechtigte Hoffnung. Jede erfolgreiche Studie vertieft unser molekulares Verständnis der Krebsentstehung und ebnet den Weg für frühere Interventionen sowie bessere Behandlungsergebnisse. Zusammen mit Fortschritten in der Immun- und Zielgerichteten Therapie könnten diese diagnostischen Innovationen die Überlebensraten signifikant erhöhen und die Krebsversorgung weltweit verändern.

Nickolas Papadopoulos, ebenfalls vom Ludwig Center, betont die weitreichende Wirkung: „Krebserkrankungen bereits Jahre vor dem klinischen Ausbruch zu entdecken, eröffnet die Möglichkeit für frühzeitige, präventive Maßnahmen und verbesserte Prognosen. Entscheidend wird jedoch sein, präzise Verlaufsprotokolle nach einem positiven Testergebnis zu definieren.“

Fazit

Die Früherkennung bleibt das Fundament einer wirksamen Krebstherapie. Die Entwicklung sensibler Bluttests für ctDNA bringt die Medizin weniger invasive, effektivere Krebsscreenings entscheidend voran und könnte es ermöglichen, Tumoren viele Jahre vor den Standards herkömmlicher Verfahren zu entdecken. Auch wenn weitere Forschung und technische Optimierung notwendig sind, unterstreichen diese Fortschritte einen grundlegenden Wandel beim Krebs-Screening – und geben neue Hoffnung für Prävention und frühzeitige Behandlung weltweit.

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