3 Minuten
Eine wegweisende internationale Studie liefert überzeugende Hinweise auf das Vorhandensein eines sogenannten „Geister“-Mantelplumes, der aus den Tiefen der Erde unter Ost-Oman aufsteigt. Anders als klassische Mantelplumes, die oft für spektakuläre Vulkanausbrüche an der Oberfläche sorgen, ist diese neu entdeckte Struktur – der sogenannte Dani-Plume – an der Erdoberfläche quasi unsichtbar. Dennoch könnte sie eine bedeutende Rolle bei der Umgestaltung unseres Planeten von innen spielen.
Wissenschaftlicher Kontext: Die Bedeutung von Mantelplumes
Mantelplumes sind Säulen aus überhitztem Gestein, die vom Übergang zwischen Erdkern und Erdmantel, in etwa 2.900 Kilometern Tiefe, aufsteigen. Typischerweise zeigen sich diese Plumes als Hotspots wie auf Hawaii oder Island und führen zur Bildung von Vulkaninseln und Inselketten. Ihre Bewegung ist ein entscheidender Faktor für die thermische und tektonische Entwicklung der Erde, beeinflusst die Plattentektonik, die Landschaftsentstehung und sogar die Dynamik des Erdmagnetfelds.
Der Begriff „Geisterplume“ bezeichnet einen tief im Untergrund liegenden Aufstieg von Hitze und Material, der an der Oberfläche kaum oder gar keine vulkanische Aktivität auslöst. Die Entdeckung solcher schwer nachweisbaren Strukturen ist eine besondere wissenschaftliche Herausforderung, könnte jedoch helfen, subtile tektonische Prozesse und langfristige geologische Veränderungen besser zu verstehen.
Zentrale Erkenntnisse: Beweis für den Dani-Geisterplume
Ein Team aus Geophysikerinnen, Geowissenschaftlern und Fachleuten mehrerer Forschungseinrichtungen vereinte seismische Messungen mit modernen Computermodellen, um verborgene Hinweise auf Mantelaktivität in Ost-Oman zu finden. Dabei registrierten sie, dass seismische Wellen die Region langsamer durchquerten als üblich – ein klassisches Anzeichen für ungewöhnlich heißes und weiches Gestein unterhalb der Erdkruste.
Weitere Analysen zeigten zwei bedeutende seismische Grenzschichten in etwa 410 bzw. 660 Kilometern Tiefe. Diese Diskontinuitäten entsprechen bekannten Übergängen im Aufbau des Erdmantels und dienen als Marker für große geologische Strukturen. Die Auswertung der gesammelten Daten deutet darauf hin, dass der Dani-Plume einen Durchmesser von etwa 200–300 Kilometern aufweist und bis zu 300 °C heißer ist als das umliegende Mantelgestein. Trotz seiner hohen Temperatur scheint die Ausdehnung vergleichsweise begrenzt zu sein; zudem versorgt er derzeit keine aktiven Vulkane im Oman.

Potentielle geologische Auswirkungen
Modellierungen zeigen, dass dieser Geisterplume kein neues Phänomen ist – vermutlich beeinflusst er die tektonische Entwicklung der indischen Platte bereits seit mindestens 40 Millionen Jahren. Sein Aufwärtsdruck könnte noch heute Teile Omans leicht anheben und damit auf eine langanhaltende geologische Wirkung hinweisen.
Breitere Bedeutung für die Geowissenschaften
Die Entdeckung eines Geisterplumes unterstreicht die Bedeutung für Forschungsbereiche wie Plattentektonik, Geodynamik und das Verständnis der thermischen Entwicklung der Erde. Sollten ähnliche verborgene Mantelplumes weltweit bestätigt werden, könnte dies bestehende Modelle zur Vorhersage von Kontinentaldrift, Vulkanismus und Wärmefluss im Erdinneren grundlegend verändern.
Außerdem legt der Fund nahe, dass mehr Wärme aus der Grenze zwischen Erdkern und Erdmantel austritt als bisher angenommen. Dies macht es nötig, Modelle zur Wärmeverteilung und zum Anteil wärmeerzeugender Elemente im unteren Erdmantel und Kern zu überarbeiten – zentrale Parameter für die Simulation der Vergangenheit und Zukunft der Erde.
„Auch wenn Einzelwerte zunächst unsicher erscheinen mögen, ergibt sich aus der Gesamtheit der Daten ein stimmiges und belastbares Bild“, berichten die Forschenden. „Ein erhöhter Wärmestrom aus dem Kern-Mantel-Grenzbereich hat direkte Auswirkungen auf Modelle zur thermischen Entwicklung unseres Planeten und erfordert eventuell Anpassungen bezüglich der Verteilung wärmeproduzierender Elemente.“
Fazit
Die mögliche Entdeckung des Dani-Geisterplumes unter Oman ist ein bedeutender Schritt zum besseren Verständnis des tiefen Erdinneren und der verborgenen Dynamik unter unseren Füßen. Während Wissenschaftler weiterhin weltweit nach diesen schwer fassbaren Strukturen suchen, werden solche Erkenntnisse unser Wissen über Plattentektonik, Manteldynamik und die Prozesse, die das geologische Leben unseres Planeten bestimmen, nachhaltig erweitern.
Kommentare