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Die Rolle von Suppe bei Atemwegserkrankungen
Seit Jahrhunderten gilt Hühnersuppe und ähnliche Brühen in vielen Kulturen als bewährtes Hausmittel gegen Erkältungen und Grippe. Während die wohltuende Wärme von Suppe weltweit geschätzt wird, untersucht die moderne Wissenschaft zunehmend, ob dieser traditionelle Ansatz auch messbare Vorteile bei der Behandlung akuter Atemwegserkrankungen wie Erkältung, saisonaler Grippe und sogar COVID-19 bietet.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Heilkräften der Suppe
Vor Kurzem analysierten Forscher eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen, um die Wirksamkeit von Suppe als unterstützende Behandlung bei Atemwegsinfekten zu prüfen. Von über 10.000 gesichteten Forschungsarbeiten wurden vier hochwertige Studien mit insgesamt 342 Teilnehmern eingeschlossen. In diesen Studien wurden verschiedene Suppenarten getestet, darunter klassische Hühnerbrühe, Gerstensuppe und pflanzliche Kräutersuppen.
Die Ergebnisse zeigten, dass erkrankte Personen mit regelmäßigem Suppenkonsum teilweise bis zu 2,5 Tage schneller gesund wurden als Vergleichsgruppen ohne Suppe. Suppenessende berichteten zudem von geringerer Nasenverstopfung, weniger Halsschmerzen und weniger Erschöpfung. Bemerkenswert war, dass bei einigen Patienten niedrigere Mengen an Entzündungsmarkern wie Interleukin-6 (IL-6) und Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-α) im Blut festzustellen waren – Proteine, die das Immunsystem während einer Infektion ausschüttet. Reduzierte Werte sprechen dafür, dass Suppe helfen kann, die Abwehrreaktion des Körpers zu regulieren und somit Symptome abzumildern.
Es ist jedoch zu beachten, dass diese Studien keine Aussagen darüber treffen, ob etwa Rückkehr an den Arbeitsplatz, Schulbesuch oder Krankenhausaufenthalte durch Suppen verbessert werden. Dieser Umstand verdeutlicht den Forschungsbedarf zu alltagsnahen Aspekten, um die tatsächlichen Vorteile von Suppenkonsum bei Erkältung vollständig zu verstehen.
Wie Suppe die Genesung unterstützt: Nährstoffe, Wärme und Geborgenheit
Die therapeutische Wirkung von Suppe beruht auf ihrer einzigartigen Kombination aus Wärme, Flüssigkeitszufuhr und Nährstoffdichte. Klassische Zutaten wie Knoblauch, Zwiebel, Ingwer und Blattgemüse enthalten viele antientzündliche und antimikrobielle Wirkstoffe sowie wichtige Vitamine und Mineralstoffe, die das Immunsystem stärken. Die heiße Temperatur kann Schleim lösen und gereizte Rachenschleimhaut beruhigen, was insbesondere bei Infekten der oberen Atemwege Linderung verschafft.
Mehr als Ernährung: Kulturelle und Verhaltenseinflüsse
Selbstfürsorge mit Lebensmitteln geht über bloße Nährstoffversorgung hinaus. Das Zubereiten und der Verzehr von Suppe wird oft zu einem Ritual, das während einer Erkrankung Trost und Sicherheit spendet. Viele Familien setzen bei ersten Symptomen auf traditionelle Suppen und verankern so das kulturelle Verständnis, dass Nahrung auch Medizin sein kann. Diese Praxis stärkt das subjektive Wohlbefinden und vermittelt Kontrolle bei Krankheit – zentrale Komponenten für eine ganzheitliche Genesung.
Studien bestätigen, dass Eltern und Pflegepersonen bevorzugt auf vertraute Hausmittel wie Suppe zurückgreifen, bevor sie medizinische Hilfe aufsuchen. Dadurch werden sichere, vertraute und kulturell verankerte Therapieoptionen gefördert. Solche Routinen können nicht nur individuelle Symptome lindern, sondern auch unnötige Arztbesuche für milde Erkrankungen reduzieren, die sich gut durch Hausmittel behandeln lassen.

Implikationen für Gesundheitssysteme
Angesichts steigender Herausforderungen wie Antibiotikaresistenz, knapper Ressourcen und Belastungen durch weltweite Pandemien gewinnen effektive und sichere Selbsthilfemaßnahmen an Bedeutung. Einfach umsetzbare und wissenschaftlich fundierte Hausmittel wie Suppe stärken die Eigenkompetenz der Menschen und ermöglichen eine sichere Behandlung leichter Atemwegsinfektionen zu Hause. So kann bereits ein kurzer Hinweis auf die natürliche Heilung von Erkältungen die Nachfrage nach Hausarztterminen um bis zu 21% senken, was den Wert von Selbstfürsorge für die öffentliche Gesundheit unterstreicht.
In Großbritannien behandeln Hausärzte jährlich rund 57 Millionen leichte Beschwerden wie Husten und Erkältungen, was jährliche Kosten von über 2 Milliarden Pfund für den NHS verursacht. Eine breit angelegte Aufklärung über sichere und effektive Selbsthilfemaßnahmen – darunter nährstoffreiche Suppen bei Erkältung – könnte jedem Arzt bis zu eine Stunde täglich einsparen und die medizinische Versorgung langfristig entlasten.
Weitere Forschung erforderlich
Trotz vielversprechender Ergebnisse betonen Wissenschaftler die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen. Ungeklärt ist bislang, ob bestimmte Zutaten, Rezepte oder Suppenarten besser wirken und inwiefern hausgemachte Suppen sich von industriell gefertigten Varianten in ihrer Wirkung unterscheiden. Künftige Studien sollten standardisierte Ansätze wählen und alltagsrelevante Erholungsparameter wie Rückkehr zur Arbeit, Schlafqualität, Energieniveau und das allgemeine Wohlbefinden untersuchen.
Auch wenn Suppe keine Arzneimittel ersetzt, bleibt sie eine sichere, verfügbare und kulturell verankerte Ergänzung, die – zusammen mit Ruhe, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und freiverkäuflichen Medikamenten – helfen kann, Symptome von Erkältung und Grippe zu lindern.
Fazit
Zunehmend belegen wissenschaftliche Studien, was Generationen schon wussten: Suppe, insbesondere wenn sie reich an Nährstoffen und immunstärkenden Zutaten ist, kann dazu beitragen, Beschwerden bei Atemwegsinfektionen zu lindern und die Genesung zu beschleunigen. Mit weiterer Forschung könnten Hausmittel wie Suppe nicht nur die individuelle Gesundheit stärken, sondern auch zur Entlastung überlasteter Gesundheitssysteme beitragen. Als Ergänzung zu einer notwendigen medizinischen Behandlung bleibt Suppe eine praxisnahe und gut belegte Strategie zur Bewältigung milder Erkrankungen im häuslichen Umfeld.
Quelle: theconversation
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