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Citizen Science im digitalen Zeitalter: Das rasante Wachstum von iNaturalist

Citizen Science im digitalen Zeitalter: Das rasante Wachstum von iNaturalist

2025-07-28
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Citizen Science im digitalen Zeitalter: Das rasante Wachstum von iNaturalist

Durch die Möglichkeiten von Smartphones und digitaler Vernetzung spielen naturbegeisterte Laien heute eine entscheidende Rolle bei wissenschaftlichen Entdeckungen. Die innovative Citizen-Science-App iNaturalist hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2008 zu einer globalen Plattform für die Biodiversitätsforschung entwickelt. Was einst als Gemeinschaftsprojekt begann, zählt mittlerweile über 200 Millionen Beobachtungen von Wildtieren und mehr als 3 Millionen Nutzer weltweit. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in BioScience, zeigt eindrucksvoll, wie unverzichtbar diese Beiträge für die ökologische Forschung geworden sind: In den letzten fünf Jahren hat sich die Anzahl der Fachpublikationen, die iNaturalist-Daten nutzen, mehr als verzehnfacht.

Hauptfunktionen: Was zeichnet iNaturalist aus?

Die benutzerfreundliche App von iNaturalist ist kostenlos für iOS und Android verfügbar und macht die Erfassung von Wildtierbeobachtungen für jeden Smartphone-Besitzer zugänglich. Anders als viele andere Natur-Apps, die stark auf künstliche Intelligenz bei der Artbestimmung setzen, nutzt iNaturalist das gebündelte Wissen seiner internationalen Community. Nutzer laden Beobachtungen in Form von Fotos samt Standort- und Zeitangaben hoch, woraufhin das Netzwerk gemeinsam die jeweilige Art identifiziert. Erst nach Bestätigung durch andere Nutzer erhalten Beobachtungen den Status „Forschungsqualität“, was eine hohe wissenschaftliche Verlässlichkeit garantiert.

Artenbestimmung durch Menschen statt KI: Ein besonderer Ansatz

Während viele moderne Apps automatische Algorithmen für schnelle Bestimmungsergebnisse verwenden, vertraut iNaturalist auf menschliche Expertise und kombiniert Technologie mit gemeinschaftlicher Validierung. Dadurch werden die gesammelten Biodiversitätsdaten nach ihrer Prüfung nicht nur vielfältig, sondern vor allem genau – ein wichtiger Aspekt für wissenschaftliche Studien. Zusätzlich kooperiert die Plattform mit Partnerinstitutionen wie dem Global Biodiversity Information Facility (GBIF) und vergrößert so ihren Einflussbereich.

Praxisbeispiele und wissenschaftliche Entdeckungen

Millionen Nutzer weltweit leisten weit mehr, als nur beeindruckende Naturfotos zu machen; sie schaffen eine stetig wachsende Datenbank, die für die Forschung unverzichtbar geworden ist. Laut dem Ökologen Corey Callaghan helfen iNaturalist-Nutzer dabei, die Verbreitung von Tierarten zu dokumentieren, invasive Arten zu erkennen, klimabedingte Veränderungen zu überwachen und sogar neue Arten zu entdecken. Ein herausragendes Beispiel ereignete sich 2011, als ein Nutzer in Kolumbien das schwer auffindbare Kolumbianische Wiesel fotografierte – die erste bestätigte Lebendsichtung dieses extrem seltenen Tieres, die später 2019 in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung über Artverbreitung in Schutzgebieten zitiert wurde.

Vorteile gegenüber klassischen Methoden der Biodiversitätsforschung

Klassische Forschungsansätze zur Biodiversität sind häufig kostenintensiv und durch begrenzte Ressourcen eingeschränkt. iNaturalist hingegen bietet ein weltumspannendes Netzwerk, das kontinuierlich einen enormen Datenbestand produziert. Die detaillierten Fotos – inklusive Lebensraum, Färbung und Verhalten – liefern wertvolle Erkenntnisse, die über einfache Checklisten hinausgehen und den ökologischen Kontext beleuchten. Das laufend wachsende Datenarchiv umfasst mittlerweile Beobachtungen aus 128 Ländern und mehr als 638 taxonomischen Familien.

Citizen Science für alle: Nutzer aktivieren und einbinden

Dank des offenen und intuitiven Designs von iNaturalist können auch Menschen ohne wissenschaftliche Vorbildung einen bedeutenden Beitrag zur Ökologie leisten. Wie Datenanalystin Brittany Mason betont, legt die Plattform Werkzeuge für neueste Forschung in jede Hosentasche, demokratisiert Wissenschaft und ermöglicht Crowdsourcing moderner Biodiversitätsforschung.

Relevanz von iNaturalist im Biodiversitätsmonitoring

Angesichts des zunehmenden Verlusts der Biodiversität – mit bereits 211 ausgestorbenen und über 2.000 bedrohten Arten allein in den USA – werden effektive, skalierbare Methoden zur Überwachung von Wildtieren dringend benötigt. iNaturalist erfüllt diese Anforderungen, indem es globale Beteiligung praktisch ohne Kosten für Nutzer und Forscher ermöglicht. Das exponentielle Wachstum der Beobachtungsdaten verschiebt die Grenzen dessen, was durch Technologie und gesellschaftliche Beteiligung gemeinsam erreicht werden kann.

Ein Paradigmenwechsel in der Biodiversitätsforschung

Der Anstieg bürgerschaftlich erhobener Biodiversitätsdaten ist weit mehr als ein kurzlebiger Trend – er verändert die wissenschaftliche Forschung grundlegend. Citizen Science mit iNaturalist bietet kostengünstige und innovative Wege, die biologische Vielfalt unseres Planeten zu überwachen, schützen und zu erhalten. Neueste Studien zeigen: Der kollaborative, technologiegestützte Ansatz fördert individuelles Engagement, steigert das Bewusstsein und sichert, dass zukünftige Forschung so innovativ wie inklusiv ist.

Quelle: gizmodo

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